Als Beamtin im Erkennungsdienst mit Entführern verhandeln oder Wissen vermitteln: BKA bedeutet Spannung im öffentlichen Dienst Die Karriere von Katja P. im BKA
Wie es sich für eine gute Tochter gehört, habe ich auf meinen Vater gehört, der sagte: „Kind, Du solltest auf jeden Fall in den Öffentlichen Dienst – das ist ein sicherer Beruf.“
Also entschied ich, mich für den Öffentlichen Dienst zu bewerben: beim Bundeskriminalamt, dem Bundesnachrichtendienst (BND) und dem Auswärtigen Amt. Frei nach dem Motto: wenn schon Öffentlicher Dienst, dann wenigstens spannend. Das BKA hat gewonnen, weil es schneller mit der Entscheidungsfindung war. Ich habe die Entscheidung bis heute nicht bereut.
Berufsbegleitendes Rechtswissenschaftsstudium
Ende der 80er Jahre fing ich also meine Ausbildung im Bundeskriminalamt an: Nach einem dreijährigen Studium an der Fachhochschule des Bundes trat ich meine erste Stelle als Kriminalkommissarin im BKA in Meckenheim an. Diese Zeit und besonders meine beiden Ausbilder haben mich sehr geprägt. Ich habe viel von ihnen gelernt. Mit ihrer Unterstützung konnte ich auch berufsbegleitend das Studium der Rechtswissenschaft an der Universität in Bonn aufnehmen.
1995 wechselte ich den Standort, den Arbeitsbereich im BKA und auch die Universität. Ich ging nach Wiesbaden. Da ich mich auf das zweite Staatsexamen vorbereiten wollte, war mein Wunsch, in Teilzeit zu arbeiten. Zur selben Zeit wollte ein Kollege, der damals gerade Vater geworden war, ebenfalls in Teilzeit arbeiten. Dank des Engagements des damaligen Referatsleiters konnten wir uns eine ganze Stelle teilen. Das war vorbildlich in Bezug auf Vereinbarkeit von Familie beziehungsweise Studium und Beruf.
In dieser Zeit war es eine meiner Aufgaben, die national und international besetzte Herbsttagung des BKA zu organisieren. Sie war damals etwas kleiner als heute, wo rund 500 Gäste aus Politik, Polizei und Wissenschaft aktuelle und für die Polizei relevante Themen diskutieren. Auch ein Beleg dafür, dass das Image des BKA in den letzten Jahren national und international noch weiter gestiegen ist und welch große Bedeutung das BKA in der nationalen und internationalen Sicherheitsarchitektur hat.
Nach erfolgreichem Abschluss des ersten Staatsexamens im Jahr 2000 begann ich das Referendariat, das ich mit Abschluss des zweiten Staatsexamens 2003 erfolgreich beendete. Dieses Studium konnte ich später auch dafür nutzen, an der Fachhochschule des Bundes Strafrecht und Strafprozessrecht zu unterrichten.
Anspruchsvolle Aufgaben im Stab der Amtsleitung
2003 kehrte ich ins BKA zurück, in den Stab der Amtsleitung. Dachte ich bis dahin, Stress, Vielschichtigkeit der Themen und hohe Verantwortung erlebt zu haben, so hat diese Tätigkeit mich eines Besseren belehrt. Dem Anspruch der Amtsleitung in allen denkbaren Facetten gerecht zu werden, bedeutet eine große Herausforderung. Es hat aber auch gezeigt: Ich konnte mich immer auf die Kolleginnen und Kollegen verlassen – ein eingeschworener Haufen. Da wurde so manches Büro von hitzigen Debatten erfüllt und mit Zigarettenqualm „eingenebelt“ (damals durfte in den Büros noch geraucht werden im Gegensatz zu heute) oder die Teeküche zu einer der wichtigsten Kommunikationsecken. Zudem wurden Freundschaften begründet, die bis heute halten.
2006 zog es mich dann nach Berlin. Dort übernahm ich im BKA in der Abteilung „Operative Einsatz- und Ermittlungsunterstützung“ (OE) die Leitung der Verhandlungsgruppe. Sie ist ein spezielles Team, das viele Einsatzlagen bewältigen muss. Das Bürogebäude in Berlin wurde dabei schnell zur „Zweitwohnung“.
Abgleich von Fingerabdrücken und Lichtbildern beim Erkennungsdienst
2010 kehrte ich wieder nach Wiesbaden zurück. Aktuell bin ich im Bereich „Erkennungsdienst, Recherche- und Auskunftsdienst“ tätig, der 24 Stunden täglich und sieben Tage die Woche erreichbar ist. In einem Referat, das von vielschichtigen Aufgabenfeldern geprägt ist. Wir bedienen im vollen Umfang die Kernkompetenzen des BKA, beispielsweise den Abgleich von Fingerabdrücken, Lichtbildern und den Datenaustausch zum Zwecke der Strafverfolgung oder Verhütung von Straftaten. Das Referat ist zudem auch Servicedienststelle für alle anderen Abteilungen im BKA.
Immer am Puls der Zeit
Ich war bislang in den Aufgabenfeldern eingesetzt, die meinem persönlichen „Anforderungsprofil“ und meinen Interessen entsprechen – diese Aufgaben habe ich immer gerne gemacht und war dabei immer „am Puls der Zeit“. Aktuell heißt das für mich, die Projekte innerhalb meines jetzigen Referates weiter voranzutreiben und zu realisieren. Es gibt noch viel zu tun und es gilt vor allem, jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen.
Es gab in den vergangenen fast dreißig Jahren im Dienst des BKA viele besondere Geschehnisse, viele Episoden, viele Eindrücke, viel Menschlichkeit, viele Änderungen und viele Erfahrungen, die ich nicht vergessen werde.
Ein besonderes Ereignis war die gemeinsame EU-Innenminister- und Justizministerkonferenz in Dresden 2008. Ich hatte die Aufgabe, Wolfgang Schäuble, damals Bundesinnenminister, bei seinen Aufgaben im Rahmen der EU-Präsidentschaft zu unterstützen.
Gerne erinnere ich mich auch an den Unterricht im Strafrecht und Strafprozessrecht an der Fachhochschule: Wissen zu vermitteln, Wissen abzufragen und in wissbegierige Gesichter zu blicken, war eine schöne Erfahrung. Ein besonderes Highlight in meinem Berufsleben war auch ein Einsatz in Wien: In einer Entführungslage mussten wir als Verhandlungsgruppe des BKA mit Kollegen aus der Schweiz und Großbritannien Kontakt mit den Entführern aufnehmen und in die Verhandlungen einsteigen. Das war eine spannende und herausfordernde Zeit. Die Wichtigkeit meiner Arbeit wurde mir einmal mehr in dem besonders emotionalen Moment klar, als ich die Tränen in den Augen der Familienangehörigen sah, als sie ihre heil zurückgekehrten Familienmitglieder am Flughafen wieder in die Arme schließen konnten.