Vom BWL-Studium zu Forschung, Lageberichten, Korruptionsprävention, Verwaltungsorganisation und Redenschreiben Die Karriere von Peter P. im BKA
Forschung im Auftrag des BKA
Schon während meines Studiums der Betriebswirtschaftslehre „entdeckte“ ich das Thema Wirtschaftskriminalität für mich und habe mich in meiner Diplomarbeit damit befasst. Nach dem Studienabschluss führte mein Interesse zum Kontakt mit dem BKA und einem Forschungsauftrag. Nach zwei weiteren Jahren an der Kölner Universität während der Promotionszeit bekam ich die Möglichkeit, zum BKA zu wechseln und dort weiter als Wissenschaftler tätig zu sein. Im dortigen Schnittpunkt von Praxis und Wissenschaft tätig zu sein und enge Kontakte in beide Richtungen zu nutzen, das ist nur an wenigen Stellen in vergleichbarer Intensität und gleichem Ausmaß möglich.
Dem Wissenschaftler eröffnet sich ein ganz spezifischer Zugang zur Empirie, der unmittelbare Kontakt zu den Berufspraktikern ist besonders ausgeprägt. Das stark interdisziplinär zusammengesetzte Team der kriminalistisch-kriminologischen Forschung im BKA (PDF, 57 KB) tut ein Übriges, um von einem ausgesprochen fruchtbaren Boden empirischer Sozialforschung und gelebter Transdisziplinarität zu reden. Nicht zu vergessen das sehr gute Fortbildungsangebot, etwa in Fremdsprachen oder Rhetorik/Kommunikation, das mir geboten wurde.
In den folgenden Jahren konnte ich das eigene Tätigkeitsspektrum erweitern und sukzessive Führungsaufgaben übernehmen. Nach acht Jahren hatte ich erstmals eine Referatsleiterfunktion eingenommen, die neben der Fortsetzung der Forschungsaufgaben die Führung eines Servicebereichs mit Bibliothek und Literaturdokumentation umfasste.
Das Ganze in den Blick nehmen
Nach wenigen Jahren bin ich in den zentralen Leitungsstab des Hauses gewechselt. Die dort verbrachte Zeit habe ich als besonders bereichernd und lehrreich erlebt, weil ich von nun an mit der ganzen Bandbreite von Aufgaben des BKA zu tun hatte. Hatte für mich bis dahin Wirtschaftskriminalität im Vordergrund gestanden, bildete sie jetzt nur noch einen Mosaikstein im gesamten Kriminalitätsaufkommen, in dessen Mittelpunkt seinerzeit vor allem der Terror der Rote Armee Fraktion stand. Anstelle von Forschungsberichten schrieb ich nun mit meinem Team Lageberichte und war daneben „Ghostwriter“, vor allem für den damaligen Präsidenten.
Neuland betreten in der Abteilung „Zentrale Verwaltung“
Im Anschluss daran hatte ich erstmals Gelegenheit, mich hauptberuflich auf dem Gebiet meiner ursprünglichen Studienschwerpunkte Rechnungswesen und Prüfungslehre ausgiebig umzutun: Ich erhielt den Auftrag, in der Abteilung „Zentrale Verwaltung“ (ZV) eine Interne Revision im BKA einzurichten. In einer Behörde Neuland zu betreten, einen völlig neuen Aufgabenbereich zu schaffen – Interessanteres kann einem beruflich kaum geboten werden. „Compliance“ und „Verwaltungsermittlungen“ sind Stichworte, die mit der damaligen Arbeit verbunden sind, und zeigen, dass es sowohl um präventive wie repressive Aspekte ging.
Gleichzeitig zum Anti-Korruptionsbeauftragten bestellt, war ich nicht nur hausintern unterwegs, sondern Anfang der 2000er Jahre auch vielgefragter Experte im Ausland. Lyon, Warschau, Wien, Bratislava, Galati und Bukarest waren damals Stationen, an denen ich in Vorträgen und Fortbildungsseminaren für Korruptionsprävention geworben habe. Interpol, Europarat, die Mitteleuropäische Polizeiakademie, der damalige Bundesgrenzschutz oder das österreichische Innenministerium waren die Auftraggeber bzw. Gastgeber. Der sprichwörtliche Blick über den Tellerrand war also auch in dieser Funktion sichergestellt. Aber nicht das Neue allein oder der (durchaus BKA-typische) internationale Blickwinkel, sondern vor allem die Gelegenheit, immer wieder andersartige Aufgaben zu übernehmen, macht den besonderen Reiz eine Karriere im Bundeskriminalamt aus.
Im Schnittpunkt von Infrastruktur und Service
Bei mir ging es weiter mit einer Leitungsfunktion in der Zentralabteilung des BKA. Erstmalig war ich nun in der „Verwaltung“ (tatsächlich: Infrastruktur und Serviceleistung) einer sehr großen Behörde tätig – eine echte Herausforderung für mich, da weder Jurist noch gelernter Verwaltungsbeamter. Neben den Gestaltungsmöglichkeiten machte der ständige Umgang mit Fragen der Verwaltungsorganisation, des Haushalts- und Vergaberechts, des Haushaltsbaurechts oder der hausinternen Servicedienste bis hin zu Druckerei, Fahrbereitschaft und Sicherungsdienst die Funktion interessant.
Rückkehr in die Forschung
Nach einigen Jahren hatte ich Gelegenheit, in die kriminalistisch-kriminologische Forschungsgruppe zurückzukehren. Die Erfahrungen aus mittlerweile mehr als 35 Berufsjahren in unterschiedlichsten beruflichen Verwendungen konnte ich nun in die Leitung der Forschungsgruppe und deren Forschungsarbeit einbringen.
Ende 2016 habe ich die Koordination und Innovation der Personalrekrutierungsaufgaben des BKA in einer Projektstruktur an zentraler Stelle übernommen.
Im Rückblick auf mehr als vierzig Berufsjahre kann ich feststellen, dass das Bundeskriminalamt ein wirklich hochattraktiver Arbeitgeber ist. Das gilt auch und gerade für Abiturientinnen und Abiturienten, aber in gleichem Maße für Hochschulabsolventinnen und -absolventen, die nicht Polizeivollzugsbeamte werden (wollen). Kaum eine andere Behörde bietet so viele verschiedene Funktionen und Berufsfelder wie das BKA – und das häufig vor internationalem Hintergrund. Für alle, die sich nicht auf ein enges Spektrum festlegen (lassen) wollen, entstehen immer wieder neue Anreize, sich durch Wechsel innerhalb der Behörde neue Tätigkeitsfelder zu erschließen und den persönlichen Wissens- und Erfahrungsschatz ständig zu erweitern. Ganz bestimmt habe ich zu Beginn meines BWL-Studiums nicht an einen Berufsweg gedacht, wie er sich für mich in rund vier Jahrzehnten im BKA entwickelt hat!